Weggesperrt und ruhiggestellt - Serbiens vergessene Kinder

Weggesperrt und ruhiggestellt - Serbiens vergessene Kinder

Podcast - Kontinent | 14.09.2021 | Dauer: 00:39:23 | SR 2 - SR 2 KulturRadio

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Wenn Vladimir aus Rakovica bei Belgrad zurück ins Heim Trbunje in Südserbien muss, dann weint er und wehrt sich mit Händen und Füßen. Der junge Mann hat eine geistige Behinderung und sein Vater unternimmt alles Menschenmögliche, um seinen Sohn anderswo unterzubringen. Das scheint unmöglich, denn in Serbien gibt es keine soziale und finanzielle Unterstützung für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Die Heime hingegen bekommen Geld für jeden Betreuten und haben sehr viel Macht. Sie entscheiden sogar über das Besuchsrecht der Eltern. Hinzu kommen skandalöse Bedingungen. „Serbiens vergessene Kinder“, so heißt der Bericht über Heime für Menschen mit Behinderung der nun viele Menschen in Serbien erschüttert hat. Die amerikanische Menschenrechtsorganisation „Disability Rights International“ untersuchte acht Einrichtungen in Serbien, in denen rund 780 Menschen leben. „Es ist die Hölle“, wird ein Mitarbeiter zitiert und der Bericht spricht teilweise von regelrechter Folter. Kinder mit schwerer Behinderung werden nicht behandelt, sondern mit Medikamenten ruhiggestellt, teilweise liegen sie in vergitterten Betten, ohne Therapie oder bewegt zu werden, was lebensgefährlich sein kann. Hinzukommen verdreckte oder fehlende Toiletten, mit Blut und Fäkalien stark verschmutzte Matratzen, keine Bewegung, überbelegte Räume und wenig und schlechtes Essen. In einem Heim wurden Salat, Hauptgang und Nachtisch einfach zu einem Brei vermatscht. Von Vladimir gibt es Fotos, die ihn nackt auf dem Bett zeigen, auch der Vorwurf sexualisierter Gewalt durch Mitbetreute steht im Raum. Sein Vater kritisiert die Zustände auch öffentlich, doch wer das tut, kann im autokratisch regierten Serbien Probleme bekommen.Außerdem berichten wir in dieser Ausgabe von "Kontinent" ausführlich über die anstehenden Parlamentswahlen in Russland.

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