Sandengel

Sandengel

Audio | 18.10.2025 | Dauer: 00:03:54 | SR kultur - (c) SR

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Zwei Sandengel entstehen am Ostseestrand. Das ist sowas ähnliches wie Schneeengel, nur eben im Sand. Man legt sich dazu auf den Rücken, bewegt Arme und Beine in einem etwa 90-Grad-Winkel hin und her. Doch es sind nicht etwa Kinder, die die Sandengel machen, sondern Sabine und Lutz, beide etwa Mitte 50. Sie machen das, weil sie gerade sehr glücklich sind. Dass Sabine so etwas macht, passt zu ihr. Sie drückt ihre Freude gern auch einmal übermütig aus. Lutz ist da eigentlich zurückhaltender. Aber heute muss auch er für seine Verhältnisse so etwas Verrücktes machen wie einen Sandengel. Denn an dem Tag am Strand jährt sich Sabines Diagnose. Sie leidet unter einer merkwürdigen rheumatischen Erkrankung, die es nur ganz selten gibt. Im letzten Jahr fiel es Sabine auf, dass etwas nicht stimmte. Manchmal wurden ihre Arme oder Beine ganz heiß wie von einer Entzündung und ihre Muskeln verkrampften sich. Bis klar war, was sie genau hatte, verging eine ganze Weile und es brauchte etliche, zum Teil schmerzhafte Untersuchungen. Es ist nicht klar, woher diese Krankheit kommt oder was sie auslöst und es gibt sie nur sehr selten. Aber für Sabine hieß es, dass sie ihre Hände nicht mehr richtig benutzen konnte. Wo sie doch so gern ihre Hände gebraucht: Zum Handwerken, Malen, Zeichnen und vielen kreativen Dingen. Neben den Muskelverkrampfungen kommen noch Wassereinlagerungen im Körper dazu. Die Ärzte sagten vor einem Jahr zu ihr: „Bei den meisten mit dieser Krankheit verschwinden die Symptome irgendwann von selbst.“ Aber das könne dauern – bis zu mehreren Jahren. Und die Ärztinnen und Ärzte konnten auch nichts dazu sagen, wie der Verlauf bei Sabine sein würde. „Bei manchen Patienten kann das auch dauerhaft sein.“ In einem Selbsthilfeforum im Internet hat Sabine Kontakt zu anderen mit dem gleichen Schicksal, bei denen das wohl so ist. Zuerst musste Sabine mehrere Krankenhausaufenthalte hinter sich bringen. Vor allem der erste war sehr belastend. Alle paar Tage gab es eine Untersuchung und dann musste sie warten – ohne zu wissen, was sie hatte. Danach bestand ein Verdacht, was es sein könnte, aber klar war da noch nichts. Sie musste noch in eine Uniklinik, wo ihr ein Stück Gewebe entnommen wurde. Erst danach war die Diagnose klar. Die ersten Monate schien nichts zu passieren. Eine Reha folgte. Die tat zwar sehr gut, aber auch da gab es kaum Veränderungen. Ganz langsam tat sich etwas. Sabines Ärzte mussten sich mit der Therapie förmlich herantasten. Und Lutz war bei allem ziemlich hilflos. Das war auch für sie als Paar sehr belastend. Doch im Verlauf des Sommers zeigte sich eine immer stärkere Besserung. An dem Tag, als die beiden ihre Sandengel machten, konnte Sabine kaum noch Wassereinlagerungen merken. Ein Jahr nach der Diagnose war endlich eine starke Besserung zu spüren: Das waren die Engel wert. In der Bibel gibt es einen Vers: „Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.“ So fühlen sich die beiden nun, besonders Sabine. Sie hatte auch mit Gott gehadert, als sie diese Krankheit bekam. Warum das ganze passiert? Darauf haben sie keine Antwort. Aber inzwischen brauchen sie das nicht mehr. Die Sandengel sind ihr Dank an Gott für die Besserung.

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